Die Positionierung
der Woche

Kommentare und Beobachtungen
aus dem Marketing

KW 44 · 03. November 2020 · In eigener Sache, Management, Marke

Die gemeinsame Sache

Foto Die gemeinsame Sache

Heute möchte ich ein wenig Werbung in eigener Sache machen. Wer die letzten beiden Blog Beiträge gelesen hat, wird erkannt haben, dass ich den Gedanken und Handlungskonzepten von Simon Sinek und der Leipziger Denkschule um Professor Dr. Timo Meynhardt sehr nahe stehe.

 

Die Suche, oder besser formuliert, die Klärung des Warums des eigenen unternehmerischen Handelns wird immer bedeutsamer. Produkte sind gleich und gleicher. Unterscheiden sich im besten Falle durch emotionale Aufladungen in der Werbung, jahrzehntelang die Mantra Botschaft fürs Produktmarketing und Markenmanagement. Hinreichend richtig aber nicht mehr durchgängig tragfähig für eine bedeutungsvolle Zukunft.

 

Klar, die Anbieter, die sich durch digitalisierte Vertriebswege und „sozial-mediale“ Interaktionen einen vielschichtigen Zugang zu ihrer Interessentengruppe verschafft haben, profitieren von einem zeitlichen Vorsprung im Wettbewerb. Genauso klar scheint es, dass die Versäumer dies schleunigst nachholen sollten.

Gerade jetzt in Zeiten der Kontaktbeschränkungen erleben viele Unternehmerinnen und Unternehmer, dass mit digitalen Prozessen Kontakte erhalten und Kaufimpulse gesetzt werden können. Und andere, abgeschnitten von ihrer Kundschaft, erleben den gegenteiligen Mangel.

 

Doch die Digitalisierung ist kein Selbstzweck, das wird oft missverstanden. Von Politikern genauso wie von Unternehmen, Organisationen oder auch vertriebsorientierten Beratern. Ein Warum sollte auch in dieser Frage den Entscheidungsprozess und die Umsetzung lenken.

 

Banken zum Beispiel. Der Umgang mit Geld ist automatisch ein Umgang mit Zahlen. Für kaum eine Branche kann die Digitalisierung der Geschäftsprozesse naheliegender sein. Doch was sind die Ziele? Verschlankung? Effizienz? Wirtschaftlichkeitsreserven? Ganz sicher. Doch bestimmt auch mehr Transparenz und erhöhte Leistungsfähigkeit. Services (für die Kunden!) und Marktansprache sollten gleichfalls ehrliche Ziele sein. Vielfach jedoch kollidieren interne Wirtschaftlichkeitsziele mit anderen, wie zum Beispiel an der Frage „wie wollen wir für unsere Kunden da sein?“

 

Ja, auch der Markt ändert sich, die Kunden selbst wie auch die Kundschaft, diese eigenwillig gemixte Gruppe aus Interessierten, Käufern und Kunden. Deren Gewohnheiten und Erwartungen sind ja ebenfalls im Wandel, aber eben nicht homogen. Allen gerecht zu werden, ist die Königsdisziplin der marktorientierten Unternehmensführung. Schwierig genug.

 

Die unternehmerische Selbstbestimmung ist der einzige Anker, gerade in Zeiten sich dynamisch ändernder Außenbedingungen. Sinek gibt uns als Kompass die gerechte Sache. Als Antwort auf das Warum unternehmerischen Handelns, ein Plädoyer für einen tiefer gehenden Selbstzweck. Einen Sinn mit visionärer Kraft, ein Beitrag mit gesellschaftlicher Relevanz.

Meynhardt und die Leipziger Schule nennen es Purpose, angereichert mit einem Gemeinwohlbezug im eigenen wertschöpfenden Handeln. Mit Verantwortung für die Gesellschaft im Rahmen unserer sozial verstandenen Marktwirtschaft. Das Meynhardt’sche Modell ist mehr als Leadership Konzept für eine sich ändernde Erwartung an Unternehmen zu verstehen.

Mitarbeiter*innen, Öffentlichkeit, Kunden/innen wollen Ehrlichkeit. Sie erwarten ein authentisches Auftreten und verantwortungsvolles Handeln. Ressourcen schonende und nachhaltige Güter sind genauso bedeutend wie eine respektvolle, sozial gerechte, transparente und vorurteilsfreie Unternehmenskultur. Eine solch ethisch verstandene Unternehmensführung gibt dem Purpose die Kraft für eine überzeugende Marktteilhabe.

 

Auch ich glaube an die Notwendigkeit und auch die Chancen einer werteorientierten neuen Wirtschaftsethik. Mein Together Marketing Konzept entstammt den Erfahrungen, die ich selbst in leitenden Managementfunktionen sammeln durfte.
Zum einen erlebte ich, wie Sinek es auch kritisch bewerten würde, dass Erfolg und fehlender Erfolg sich viel zu sehr an der Erfüllung kurzfristiger Ziele und der Orientierung an relativen Marktdurchdringungszielen misst. Folge sind wiederum Kurzfristziele im Wettbewerbsvergleich und operative ad-hoc Maßnahmen für kurzfristige Pushs.
Zudem wird Marketing oft zu eng verstanden als Organ der Verkaufsförderung. Aktionismus dominiert dann über nachhaltige Beziehungspflege.


Ich weiß, diese Schilderung ist zu absolut, zu negativ, immerhin entstammt mein Faible für starke Unternehmensmarken auch dieser Zeit praktischer Verantwortung.
Starke Unternehmen werden nicht zuvorderst von starken Produkten getragen. Glaubwürdige Menschen (Mitarbeiter*innen) und zielwirksame Prozesse sind genauso prägend.
Eine Marke entsteht nur durch die Eindeutigkeit auf allen Ebenen und in allen Elementen. Störungen führen zu Verunsicherungen bei Käufern, die kundig sind.


Mit diesem Verständnis wird Marketing zu einer Unternehmensaufgabe, zunächst einmal unabhängig davon, wie die auszuführenden Maßnahmen organisiert werden. Die überzeugende Stimmigkeit braucht ebenfalls einen eindeutigen Kern: die Werte des Unternehmens, die das Warum klar beantworten und ein Credo für die Unternehmensausrichtung bedeuten.
Ich habe sie, schon 2002, die gemeinsame Sache genannt, das ist das together, das ist das, was alle Akteure eines Unternehmens verbindet. Was sie verkörpern, was sie beseelt.

Zum tieferen Verständnis der gemeinsamen Sache, dieser inneren Werte, gehört jedoch auch das Verstehen der eigenen Rolle im Markt. Marketing, unternehmerisch verstanden, ist ja nicht nur das Senden von Botschaften, sondern auch das Erkennen der Marktanforderungen und der verbindenden und wertschöpfenden Elemente. Together Marketing ist also die lebendige und dynamische eigene Beziehung zwischen den inneren Werten und den äußeren Erwartungen.

 

Ich glaube, dass viele Unternehmen weit mehr Potentiale haben, die eigenen Besonderheiten herauszustellen, als dies im Geschäftsalltag zum Tragen kommt. Der klassische USP, viel gepriesen in der typischen Produkt Kommunikation, wird viel wirksamer, wenn die Eigenständigkeit ihres Unternehmens eine systematische Stärkung in den Elementen Angebotsqualität, Kontaktqualität und Prozessqualität erfährt. Ich nenne diese systemische Wirkung unique trust proposition, also UTP statt USP.

Wir leben in einer Zeit des Umbruchs. 
Digitalisierung, Globalisierung, De-Globalisierung, Künstliche Intelligenz, Klimawandel, Nachhaltigkeitsziele, Sozialsysteme - Themen auf der Metaebene gibt es reichlich. 
Und auch im Kleinen, im Regionalen: Fachkräftemangel, Innenstadtsterben, Mobilität, Arbeit und Familie, Work-Life-Balance, bewussterer Konsum...

Unternehmen müssen sich bewegen. Ich bin überzeugt, dass hauptsächlich qualitative Ziele zu wirklichen Veränderungen führen. Und zu nachhaltiger Bedeutung.
Meine Mission ist, Sie bei diesen Prozessen zu begleiten. Als Moderator mit Rat und Tat.
Ich bringe Standpunkte in Bewegung und führe zu einem gemeinsamen Verstehen.
Für die gemeinsame Sache.

Together Marketing
Werte. Versprechen. Vertrauen. 

Tags: In eigener Sache, Management, Marke

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